Small Talk mit Christine Uwase, M&A-Anwältin

Ist an Ups and Downs gewöhnt und inter­na­tional unter­wegs

Interview von Annelie KaufmannLesedauer: 4 Minuten

Im Small Talk fragen wir Juristinnen und Juristen, was sie denn so machen. Heute: Christine Uwase, M&A-Anwältin bei DLA Piper, die sich im Corona-Jahr 2020 über ein spannendes Mandat, nette Kollegen und ein Herzensprojekt gefreut hat.

Christine Uwase…

Ist: Associate bei DLA Piper in Hamburg seit Nov 2018

Macht: Berät international Unternehmen bei M&A-Transaktionen, einschließlich Private Equity/Venture Capital Transaktionen

Außerdem: Africa-Desk, unterschiedliche Pro Bono Projekte 

Vorher: Associate bei Watson Farley & Williams, März bis Oktober 2018

Studium: 1. Staatsexamen an der Universität Hamburg, LL.M. an der San Francisco University, 2. Staatsexamen am Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg 

Highlights: Hat unter anderem BrewDog beim Erwerb einer Berliner Brauerei beraten

Versteht man außerhalb der Jura-Bubble, was Sie tun?

Das hängt ganz davon ab, wie ich es erkläre. Ich berate im Rahmen von Unternehmenskäufen und -verkäufen. Wenn ich sage, dass ich auf die Beratung inländischer und ausländischer Unternehmen bei nationalen und internationalen M&A-Transaktionen (einschließlich Private Equity/Venture Capital Transaktionen) spezialisiert bin, werde ich meist mit großen Augen angeschaut. 

Beschreibe ich meine Tätigkeit allerdings anhand von Beispielen und ohne Begrifflichkeiten wie „Due Diligence, SPA, Signing oder Closing“ zu verwenden, versteht man es meistens schon. Ansonsten berate ich noch bei der Gestaltung gesellschaftsrechtlicher Strukturen von Kapital- und Personengesellschaften. Wenn es mal schnell gehen muss, beschreibe ich nur diese Tätigkeit, das verstehen dann alle.

Was mögen Sie an Ihrem Job am liebsten?

Die Zusammenarbeit mit internationalen Teams und der Abwechslungsreichtum der Arbeit gefallen mir persönlich am besten. Ich habe das Glück, in einer Kanzlei zu arbeiten, die Büros in über 40 Ländern hat, daher beschränkt sich die Tätigkeit nicht nur auf Mandate mit europäischem oder US-amerikanischen Bezug. Zwischendurch arbeite ich zum Beispiel auch mal mit kenianischen Kollegen oder an einem chinesischen Projekt. Die Vielfalt der Arbeit macht sie besonders spannend.

Und was mögen Sie nicht?

Das M&A-Geschäft ist ein recht volatiles Marktumfeld, das heißt, es gibt Monate, in denen wir sehr viel arbeiten und andere, die etwas ruhiger sind. Generell bevorzuge ich es, mehr zu tun zu haben, aber natürlich würde ich mir manchmal planbare Tage wünschen.

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"Wir lernen Verhandlungstaktik"

Wieviel Diplomatie ist gefragt? 

Viele M&A-Anwälte lernen zwar verhandlungstaktische Grundlagen, aber ob man in der konkreten Verhandlungssituation eher konfrontativ oder diplomatisch vorgeht, handhaben die Kollegen ganz unterschiedlich. Beides kann in unterschiedlichen Situationen erfolgversprechend sein, wobei ich vermutlich eher der diplomatische Typ bin.

Außerdem ist es wichtig, Mandanten (insbesondere nichtjuristischen Mandanten) die rechtliche Analyse bestimmter Probleme in „ihrer“ Sprache zu erläutern. Das erfordert neben Empathie auch diplomatische Fähigkeiten. 

Was muss man können – außer Jura? 

Teamfähigkeit! Als Alleingänger hat man im Transaktionsgeschäft keine Chance. Insbesondere zum Berufseinstieg, wenn man viel mit der Koordination von Due Diligence Prozessen betraut ist, kommt man nicht drum herum, mit den Kollegen aus den unterschiedlichen Teams zu kommunizieren. Das zieht sich dann durch die komplette Transaktion. 

Unabhängig davon, wie die Kanzlei strukturiert ist (manche haben ein Poolsystem, aus dem Partner auf Associates zugreifen können, bei anderen sind die Associates einem Partner zugeordnet) sollte man daher eine gute Beziehung zu den Kollegen pflegen können. 

"Meine Highlights: Unilever und die Rainbow World GmbH"

Was ist Ihr Highlight des Jahres? 

Ein besonderes Highlight war die Beratung unserer Mandantin Unilever bei einer strategischen Partnerschaft mit Aviko Rixona. Trotz der COVID-Maßnahmen und der etwas veränderten Arbeitsumstände im Homeoffice hat die Zusammenarbeit mit der Mandantin unheimlich Spaß gemacht. Auch die DLA-Kollegen in Hamburg und Mailand sind wirklich großartig mit der Situation umgegangen und man hatte ein besonders starkes Gemeinschaftsgefühl. Das hat mir das Homeoffice wesentlich angenehmer gemacht. 

Während des Lockdowns habe ich zudem die Zoom-Teamabende sehr genossen, wobei ich mich aber auch wieder auf die nicht nur virtuellen Treffen mit den Kollegen freue.

Was machen Sie umsonst?

Das war ein weiteres Highlight: Die Beratung zweier Gründerinnen im Rahmen eines Pro Bono Projekts. Dabei ging es um die Gründung der Rainbow World GmbH, einem Unternehmen, das sich der Förderung von Vielfalt und Inklusion verschrieben hat. Ein echtes Herzensprojekt!

Wie krisensicher ist Ihr Job? 

Mit vorübergehenden Veränderungen können wir M&A’ler gut umgehen, weil wir damit bereits vertraut sind. Wie bereits erwähnt, ist das M&A- Geschäft ein recht volatiler Bereich, sodass wir uns an Ups and Downs schnell gewöhnen. 

Spannend finde ich, wie Legal Tech unsere Arbeit verändern wird: Ein Teil unserer Arbeit wird bereits jetzt mit Hilfe von Legal Tech erleichtert und beschleunigt. Die Prüfung und Beratung durch den Anwalt kann Legal Tech meiner Meinung nach allerdings nicht ersetzen. Vielmehr sollten wir es als Tool nutzen, um unseren Mandanten eine noch individuellere und effizientere Beratung anbieten zu können. 

"Nicht mehr für jeden Termin nach London fliegen"

Was würden Sie gerne in Ihrer Branche ändern?

Eine Sache, die ich wirklich gerne in unserer Branche ändern würde, ist der Anteil an Frauen auf Partnerebene. Es gibt bereits eine Reihe von Initiativen und Projekten zur Frauenförderung, dennoch kann in dieser Hinsicht noch viel passieren. Das betrifft nicht nur den deutschen Rechtsmarkt, das ist ein internationales Problem. Ich begrüße das bisherige Engagement, würde mir aber eine schnellere Entwicklung wünschen. Möglicherweise können die Corona-Pandemie und die Feststellung, dass die Arbeit aus dem Homeoffice vergleichbar produktiv ist, auch zeigen, dass Frauen Beruf und Familie in so einer Position vereinbaren können. 

Wenn die Corona-Pandemie vorbei ist: Werden Sie wieder viel unterwegs sein?

Vor der Corona-Pandemie bin ich regelmäßig berufsbedingt gereist. Sowohl für Mandanten als auch für kanzleiinterne Termine. Ich denke aber, dass sich am Reiseverhalten nach der Pandemie viel ändern wird. Man wird nicht mehr für einen Termin nach London fliegen müssen, wenn man den auch per Videokonferenz erledigen kann. 

Es gibt allerdings Termine, die eine gewisse zwischenmenschliche Beziehung und persönlichen Kontakt erfordern, diese wird (und sollte) es auch nach der Corona-Pandemie weiterhin geben. Der Beraterberuf setzt ein gewisses Vertrauensverhältnis voraus, das man immer noch am besten im persönlichen Kontakt herstellt.

Die Fragen stellte Annelie Kaufmann.

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