Jurastudent ist jüngstes Mitglied des Bundestages

"Das wird ein Gang auf dem Zahn­f­leisch"

von Constantin KörnerLesedauer: 3 Minuten
Vom Hörsaal in den Plenarsaal: Mit erst 24 Jahren ist Jurastudent Roman Müller-Böhm jüngstes MdB der neunzehnten Wahlperiode. Constantin Körner sprach mit dem FDP-Politiker u. a. über die Vereinbarkeit von Studium und Bundestagsmandat.

LTO: Seit der konstituierenden Sitzung dürfen Sie sich nun ganz offiziell "MdB" nennen. Wie haben Sie Ihre erste Sitzung im Deutschen Bundestag erlebt? Roman Müller-Böhm: Es war überwältigend. Die ersten Schritte in den Saal hinein waren etwas ganz Besonderes. Ein Ort, der mit so viel Geschichte verbunden ist und an dem auch hoffentlich noch viel Geschichte geschrieben wird, bewegt Jeden. Die ersten Debatten um die Geschäftsordnung wurden direkt sehr hitzig ausgetragen und es lässt sich schon jetzt erahnen, dass es spannende vier Jahre werden. LTO: Nach dem Abitur im Jahr 2012 studieren Sie seit dem Wintersemester 2012/2013 an der Ruhr-Universität Bochum. Wie alle jungen Abgeordneten dürften Sie ab und an zu hören bekommen, zu jung und unerfahren zu sein. Was entgegnen Sie auf diese Kritik? Müller-Böhm: Alter ist weder ein Vor- noch ein Nachteil. Es ist Aufgabe des Bundestages, die gesellschaftlichen Empfindungen und Diskussionen aufzunehmen und dann in der politischen Arbeit zu berücksichtigen. Die Stimmen der jungen Menschen in unserem Land kamen leider zu oft nicht so an, wie es wünschenswert gewesen wäre; diese Aufgabe will ich nun im Bundestag erfüllen.

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"Juristischer Hintergrund wird mir nützlich sein"

LTO: Wir erwähnten gerade schon Ihr Jurastudium: Wie wollen Sie die Ausbildung zum Juristen und insbesondere die Erste juristische Prüfung parallel zu Ihrem Bundestagsmandat stemmen?

Müller-Böhm: Das wird ohne Zweifel ein Gang auf dem Zahnfleisch. Zur Einordnung: Wir haben neben den Sitzungswochen natürlich auch sitzungsfreie Zeit und gerade die parlamentarische Sommerpause ermöglicht es, auch im Studium weiter voranzukommen. LTO: Sie haben sich im Jugendstadtrat Ihrer Heimatstadt Mülheim an der Ruhr engagiert. Was haben Sie dort gelernt, was Ihnen auch bei der großen Politik in Berlin hilft? Müller-Böhm: Meine Arbeit dort verstärkte mein politisches Interesse. Gerade in jungen Jahren Erfahrungen in der Kommunalpolitik zu sammeln, finde ich besonders wichtig; denn diese ist die politische Ebene mit dem direktesten Kontakt zu dem, was die Bürgerinnen und Bürgern bewegt und beschäftigt. Das soll auch die tragende Säule meines politischen Handelns in Berlin bleiben. LTO: Was glauben Sie, wird Ihnen das bisher Erlernte aus dem Jurastudium bei der Arbeit im Bundestag nützen können? Müller-Böhm: Natürlich sind gerade staatsrechtliche Vorkenntnisse sehr hilfreich, wenn es um die Arbeit im Parlament geht. Als Teil der Legislative ist ein juristischer Hintergrund auch hilfreich, um Vorlagen und Initiativen fundiert bewerten zu können.

Jamaika: "Ich bin verhalten optimistisch"

LTO: Für welche konkreten politischen Ziele wollen Sie sich einsetzen? Müller-Böhm: Als junger Mensch liegen mir natürlich Themen am Herzen, die junge Leute besonders bewegen. So treiben mich etwa die Fragen an, wie wir unsere Umwelt für kommende Generationen erhalten und wie wir technischen Fortschritt und Digitalisierung stärker im Alltag verankern können. Hier sehe ich insbesondere für meine Generation noch viel Potential, welches es dringend zu wecken gilt.   LTO: Deutschland blickt gespannt auf die Sondierungsgespräche in Berlin. Wie stehen Sie zu einer Jamaika-Koalition? Müller-Böhm: Was Jamaika angeht, bin ich verhalten optimistisch. Natürlich wäre diese Koalition gerade für die Bundespolitik etwas komplett Neues. Ich bin aber überzeugt, dass alle Beteiligten konstruktiv und im Sinne der Wähler in den Sondierungen beraten. LTO: In der vergangenen Legislaturperiode ist der Rechtsreferendar Mahmut Özdemir mit 26 Jahren der jüngste Bundestagsabgeordnete gewesen - auch ein Jurist. Halten Sie das für einen Zufall oder glauben Sie, dass Juristen für das Mandat als MdB besonders prädestiniert sind? Müller-Böhm: Ich kann nur für mich sprechen, aber ich bin durch mein politisches Interesse zum Jurastudium gekommen und nicht umgekehrt. Es mag sein, dass Menschen, die sich für Politik interessieren, sich auch überdurchschnittlich oft für juristische Themen begeistern können. Einen besonderen Zusammenhang gibt es da aber wahrscheinlich nicht. LTO: Vielen Dank für das Gespräch.

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