Jurafakultät der TU Dresden schließt früher als geplant

Juristen bald von der phi­lo­so­phi­schen Fakultät?

von Marcel SchneiderLesedauer: 3 Minuten
Sachsens Juristennachwuchs konzentriert sich künftig in Leipzig. Das war bekannt, doch die Jurafakultät Dresden macht nun noch früher dicht als geplant. Die Studenten sind sauer – u. a. wegen eines ungewöhnlichen Lösungsvorschlags der TU.

Seit dem Wintersemester 2003/2004 kann man sich an der Technischen Universität (TU) Dresden nicht mehr für Rechtswissenschaften mit dem Abschluss Staatsexamen einschreiben. Mit dem Bachelorstudiengang "Law in Context" (LL.B.) und dem Masterstudiengang "Wirtschaftsrecht" (LL.M.) hat sich die juristische Fakultät in Dresden aber zwischenzeitlich halten können. Entsprechend der "Hochschulentwicklungsplanung 2025 Sachsen" soll das gesamte Angebot an juristischen Studiengängen in Sachsen künftig an die Universität Leipzig wandern. Hatte dieses Vorhaben schon vielerorts für jede Menge Diskussionen gesorgt, so hat der Senat der TU aus Sicht der Dresdner Studenten nun noch eins draufgelegt: Im Rahmen seiner 35. Sitzung stimmte er der Auflösung der juristischen Fakultät zum 1. September dieses Jahres zu. Endgültig schließen sollte sie  eigentlich erst zum Wintersemester 2019. "Eine Auflösung der Juristischen Fakultät zum 01.09.2018 ist unumgänglich, da nach aktuellem Stand die Anzahl der Professoren/innen […] spätestens [zu diesem Zeitpunkt] unter die für die Aufrechterhaltung der Fakultät notwendige Zahl sinken wird", heißt es im Protokoll zur Sitzung. Tatsächlich sind zum Wintersemester 2017/2018 bereits drei juristische Hochschullehrer von Dresden nach Leipzig gewechselt, zum kommenden Wintersemester sollen zwei weitere folgen.

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Dresdner Fachschaft mit heftiger Kritik

Zwar sollen die aktuell eingeschriebenen Bachelor- und Masterstudenten ihr Studium noch wie geplant zu Ende bringen können. In einem offenen Brief äußert der Dresdner Fachschaftsrat Jura (FSR) jedoch deutliche Kritik. Unter anderem bemängelt er das schon jetzt wegen der fehlenden Professoren nur noch eingeschränkte Lehrangebot. "Wichtige Vorlesungen [fallen] aus dem Lehrplan", heißt es in dem Schreiben. Außerdem sei die Anzahl der Wahlfächer geschrumpft und Wiederholungstermine für Durchfaller würden inzwischen zu wesentlich ungünstigeren Terminen angeboten. Am stärksten aber kritisiert der FSR, dass diejenigen Studenten, die nicht bis zur Schließung der Jurafakultät fertig werden, ihren Abschluss danach von der philosophischen Fakultät erhalten sollen – das nämlich ist der Lösungsvorschlag der TU, der aktuell im Raum steht. Die verbleibenden Juraprofessoren würden ebenfalls der philosophischen Fakultät unterstellt. Bachelor beziehungsweise Master of Laws und auf der Abschlussurkunde dann das Siegel der Fakultät einer anderen Fachrichtung? Das geht nach Auffassung des FSR überhaupt nicht: "Wenn auf unserem Abschlusszeugnis Philosophische Fakultät steht, kann das negative Auswirkungen auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt haben", sagte FSR-Sprecher Julian Freudiger den Dresdner Neueste Nachrichten. Ebenso befürchten die Studentenvertreter in ihrem Brief, dass die Prüfungsleistungen an anderen Universitäten für juristische Studiengänge nicht anerkannt werden könnten; insbesondere für den Fall, dass sich ein Dresdner Student dazu entschließt, das Staatsexamen in Leipzig oder anderswo nachzuholen: "Die Erbringung von Leistungen an einer philosophischen Fakultät ist nicht gleichwertig und wird den Absolventen der TU Dresden im Wege stehen."

Abschlussarbeiten in Gefahr?

Dass Dresdens Tage als Standort für juristische Studiengänge gezählt sind, war zwar kein Geheimnis. Die Abgänge der Professoren und die damit um ein Jahr vorgezogene Schließung der Fakultät könnten aber noch andere massive Folgen für die aktuell eingeschriebenen Studenten haben. Zwar bedauert die TU auf ihrer Homepage die Einstellung des Bachelor- und des Masterstudiengangs ausdrücklich. Sie selbst spricht dort aber auch gleichzeitig von einem "reduzierten[n] Lehr- und Prüfungsprogramm" – und davon, dass sich "diese Einschränkungen […] auf die Kapazitäten im Bereich der Forschungsseminare oder Masterarbeiten auswirken" könnten. Mit anderen Worten: Wer keinen Platz im Seminar oder für seine Abschlussprüfung bekommt, weil zu viele Studenten auf zu wenige Lehrkräfte treffen, wird wohl warten müssen - und gegebenenfalls ein Semester dranhängen. Der weiterführenden Kritik der Dresdner Studenten, dass die Konzentration der Jura-Studiengänge auf einen Standort angesichts des juristischen Nachwuchsmangels unklug und man in Leipzig mit den Bewerbermassen zudem überfordert sei, sieht man dort indes gelassen entgegen: "Wir haben aktuell noch nicht die Kapazitäten für die perspektivisch angestrebten 750 Erstsemester im Jahr erreicht", erklärte die Universität Leipzig gegenüber LTO. Das Problem werde sich allerdings mit der Besetzung zweier neu ausgeschriebener Lehrstühle und den noch ausstehenden Versetzungen der Professuren von Dresden nach Leipzig erledigt haben.

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