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Marcel, 5. Semester

"Wer ehrgeizig und fleißig ist, ist hier gut aufgehoben."

LTO: Würdest Du einem Studienanfänger das Jura-Studium in Heidelberg empfehlen und würdest Du dich noch einmal dafür entscheiden?

Marcel: Ich erlebe Heidelberg als sehr zielstrebigen Ort. Damit meine ich: Viele Kommilitonen haben schon ein Ziel gefasst, wenn sie mit ihrem Studium beginnen – oder sie finden sehr schnell heraus, was sie wollen. Es kommt also darauf an, was man als Studienanfänger will. Wer ehrgeizig und fleißig ist, ist hier auf jeden Fall gut aufgehoben. Aber ob ich daraus jetzt gleich eine Empfehlung machen kann? Dafür fehlt mir der Vergleich. Ich habe nur einmal eine Vorlesung in Frankfurt/Main gehört – das war noch vor dem Abitur. Die fand ich jedenfalls langweilig. Die Vorlesung, die ich damals in Heidelberg gehört habe, war super. Aber das hätte natürlich auch genau umgekehrt passieren können.

 

Ich würde mich auch wieder für Heidelberg entscheiden. Und zwar vor allem, weil ich das Risiko nicht eingehen wollte, dass ich an einer anderen Uni weniger erlebe. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, sich außerhalb der Uni zu engagieren, beispielsweise bei ELSA, Pro Bono Heidelberg oder Moot Courts. Ich habe in den ersten Semestern einen Großteil meiner Freizeit damit verbracht. Einiges mache ich auch jetzt noch. Natürlich gibt es das gleiche oder Ähnliches an anderen Unis auch. Aber hier weiß ich, dass mir die Leute gefallen und es Freude macht.

 

LTO: Was findest du besonders am Jurastudium in Heidelberg?

Marcel: Ich spreche jetzt sicher eher aus einer beschränkten Prä-Examensvorbereitungs-Sicht: Ich habe den Eindruck, die Fakultät hat sich in der letzten Zeit viele Gedanken darüber gemacht, wie sie uns Studenten bestmöglich bei der Vorbereitung auf das Staatsexamen unterstützt. Seit dem Wintersemester 2014/15 gibt es sogenannte Veranstaltungen "Wiederholung und Vertiefung". Dort liegt der Fokus nicht auf Wissensvermittlung. Stattdessen diskutieren Professor und Studenten gemeinsam über Urteile. Solche Veranstaltungen funktionieren natürlich nur mit ordentlicher Vorbereitung. Die Vorbereitung hat sich aber auch immer gelohnt. In keiner Veranstaltung habe ich so viel gelernt wie dort.

 

Außerdem ist ein Pilotprojekt gestartet: 50 Examenskandidaten bekommen für sechs Monate oder ein Jahr einen eigenen Arbeitsplatz zur Vorbereitung. Außerdem soll es noch vierteljährliche Gespräche mit einem Fakultätsbeauftragten über den Stand der Vorbereitung geben. Ich finde, so etwas macht Mut, die Examensvorbereitung selbst anzugehen, und bewahrt davor, sich blind in fremde Arme außerhalb der Uni zu werfen. Studium bedeutet nun einmal, selbst zu denken.

 

LTO: Welche Vor- und Nachteile bietet die Stadt Heidelberg als Studienort?

Marcel: Eigentlich gehört an diese Stelle ein Bild von der "Unteren Straße". Heidelberg hat furchtbar viel Geschichte; es gibt eine Menge zu entdecken. Meistens kommt man aber nicht dazu, sich wirklich damit zu beschäftigen, weil es einem nicht wichtig genug erscheint – man könnte es ja jederzeit machen. Die Wohnungen sind rar, die Getränke nicht übermäßig teuer.

Nein, also mal ernsthaft: So eine Stadt muss man schon eine ganze Zeit aushalten. Insgesamt etwa fünf Jahre, wenn man nicht zwischendrin wechselt oder einen Auslandsaufenthalt nutzt, um nicht mehr zurückzukehren. Ich glaube, die beste Methode, sich einen Eindruck vom Studienort Heidelberg zu machen, ist, die Stadt erstmal zu googlen und, wenn man dann noch nicht völlig abgeschreckt ist, einen Tag hinzufahren, sich eine Vorlesung anzuhören und einmal auf sein Gefühl zu achten, wenn man so durch die Altstadt läuft und sich vorstellt, jeden Tag dort lang zu laufen.

 

LTO: Welche Tipps und Ratschläge hast Du für Studienanfänger?

Marcel: Wie gut eine Uni auf irgendwelchen Rankings ist und für wie renommiert sie andere Leute erklären, ist erst einmal egal. Denn letztlich geht es beim Studium darum, sich fachlich und auch persönlich zu entwickeln. Wie gut ich aber werde, liegt allein an mir. In einem Punkt haben Professoren darauf großen Einfluss, finde ich: Sie können begeistern – sie können so ein kleines Feuer in einem entfachen, auf das man dann selbst in der richtigen Menge und in richtigen Abständen zunächst Holzspäne und später Holzscheite legen muss. Irgendwann hat man raus, wie genau das geht, und das Feuer brennt dann ganz von alleine. Ich glaube, dann hat man es geschafft. Dann kann man in Köln, München, Greifswald, Heidelberg oder sonst wo sein. Man will dazu lernen, man will besser werden, man will nachdenken über das eigene Fach. Ich denke, so sollte Studium sich anfühlen.

 

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